Border Collie – Ein Problemhund!?

Border Collie

Der Blick ist starr, der Körper angespannt, die Rute konzentriert eingezogen, langsam schleicht er weiter – immer die Schafe fest im Blick. Auf einen Pfiff, dreht er ab, rennt einen großen Bogen um sich auf einen weiteren Pfiff hinzulegen. Nie wird die Konzentration verloren – nie wird der Blick wirklich abgewendet. Auf einen weiteren Pfiff schleicht er wieder vorwärts. Nun fangen die Schafe an zu laufen, fest, starr und bestimmt geht der Border Collie hinterher, bis die Schafe beim Schäfer sind.

Es ist faszinierend einen Border Collie bei der Arbeit zu sehen. Schnell merkt man, wie besonders diese Hunde sind. Leider machen sich nur wenige darüber Gedanken, was es heißt, einen Border Collie zu halten. Natürlich wird sich informiert und sich umfassend vorbereitet – trotzdem geht es oft schief. Warum?

 

Border Collie Dino hütet

Ein faszinierender Anblick: Der Border Collie treibt die Schafe seinem Menschen zu.

Um mit dem Schäfer derart fein zu interagieren, besitzt der Border Collie ein hohes Maß an „will to please“. Hinzu kommen ein athletischer Körperbau, ein sehr feines sensibles Wesen und natürlich ein ansprechendes Äußeres. Dies macht den Border Collie für Nicht-Schäfer sehr attraktiv.

Border Collie Obedience Metall-Apport

Ein Border Collie bei einer Obedience-Prüfung. Hier wird der Metall-Apport gezeigt.

Besonders im Hundesport trifft man diese Hunderasse immer wieder an, wo durchaus beträchtliche Leistungen zu sehen sind. Ob Agility,ObedienceTurnierhundesport – überall wo der Border Collieauftaucht, ist er ganz vorne mit dabei. Dies macht ihn natürlich noch begehrenswerter. Er scheint der Garant für Erfolg zu sein und da er ja leicht zu erziehen ist, entscheidet man sich gerne für einen.

Schaut man sich allerdings mal auf Notseiten für Hunde und speziell für Border Collies um, stellt man schnell fest, dass es nicht wenige Hunde sind, die abgegeben werden. Ein häufiger Grund ist „Überforderung“, was nicht selten im Zusammenhang mit Beißvorfällen steht.

Es gibt kaum jemand, der noch keinen „durchgeknallten“ Border Collie kennen gelernt hat. Auch auf Turnieren sieht man sie immer wieder: Kläffende Hunde, die vor dem Start aus den Boxen geholt werden, kläffend durch den Parcours rasen und dann schnell wieder in ihre Boxen verschwinden.

Was ist das Problem bei Border Collies?

Der Border Collie ist ein „Koppelgebrauchshund“. Ein Hund, der auf weiten Flächen Englands Schafe zusammentreiben muss, die den Menschen in der Regel gar nicht gewohnt sind. Sie flüchten also dementsprechend schnell. Für diese Arbeit, die so von keiner anderen Hütehundrasse geleistet werden kann, hat man sich absolute Spezialisten gezüchtet.

Für die Arbeit am Vieh wurde der Border Collie auf bestimmte Eigenschaften hin selektiert. Diese machen ihn zu einem perfekten Arbeitshund an den Schafen, während sie bei der Haltung eines Familienhundes durchaus problematisch sein können. Welche Eigenschaften machen den Border Collie zu einem potentiellen Problemhund? Warum werden diese Hunde für den normalen Hundehalter schnell zu schwierig? Warum landen diese Hunde immer wieder in Notvermittlungen wegen Beißvorfällen, obwohl der Border Collie für sein freundliches Wesen doch eigentlich bekannt ist?

Der Border Collie ist ein Arbeitshund.

MutterschafDass ein Border Collie „Auslastung“benötigt, wissen viele. Für Border Collie Halter sind Sprüche von Anderen wie „Da musst du aber viel mit machen“ oder „Den bekommt man ja nur müde, wenn man den ganzen Tag etwas mit ihm tut“ Alltag. Bei der Annahme, dass der Border Collie viel Auslastung benötigt, wird aber bereits der erste Fehler gemacht. Von der Annahme aus, ist die Katastrophe bereits vorgeplant.

Natürlich benötigt ein Arbeitshund eine „Arbeit“. Er braucht eine Aufgabe, die ihn auslastet. Das heißt aber nicht, dass der Hund eine permanente Beschäftigung benötigen würde!

Ein Schäfer holt seinen Hund dann, wenn er ihn braucht. Wenn im Winter die Schafe im Stall stehen, oder sie im Frühjahr die Lämmer bekommen, holt der Schäfer sicher nicht den Agility-Parcoursraus, um den Hund auszulasten. Wenn der Schäfer den Hund benötigt, muss der Hund arbeiten – und wenn nicht, dann lebt er teilweise Wochenlang ganz „arbeitslos“. Und damit kommen diese Hunde ganz hervorragend zurecht.

Das große Beschäftigungsprogramm welches hierzulande manchmal aufgefahren wird, ist für diese Hunde regelrecht tödlich.

Zwei Mal in der Woche Agility, dann noch einmal Longieren, dann Dummyarbeit, dazu natürlichObedience und lange Spaziergänge. Dies ist nicht nur für andere Hunde zu viel – für den Border Collie ist es viel zu viel. Der Border Collie benötigt als „Auslastung“ eine herausfordernde Tätigkeitund dazwischen enorm viel Ruhe. Beim Schäfer hütet er – und sonst tut er gar nichts. Das ist der Maßstab an dem man sich orientieren sollte.

Der Border Collie jagt!

Kurzhaariger Border Collie bei der Arbeit

Guiness, ein kurzhaariger Border Collie bei der Arbeit.

„Aber das ist doch ein Hütehund!“ werden hier einige denken. Selbstverständlich ist der Border Collie ein Hütehund, jedoch ist Hüteverhalten nichts Anderes alsJagdverhalten.

Man wird keinen Wolf finden, der sich ein paar Schafe hält um die ab und zu fressen zu können. Der Wolf jagt seine Beute. Bei Hütehunden hat man dieses Jagdverhalten genutzt und lediglich gewisse Sequenzen heraus selektiert. So wurde das „Packen und Töten“ weg gezüchtet und stattdessen wurde auf die restlichen Jagdsequenzen viel Wert gelegt.

Dabei schleicht der Border Collie sich nicht nur an und hetzt. Er geht einen großen Bogen um die „Jagdbeute“, damit diese ihn möglichst nicht mit bekommt, läuft bis zu einem Punkt der etwa bei, vom Hundeführer aus gesehen, „12 Uhr“ liegt und treibt die Tiere dann diesem zu, damit dieser den Rest der Jagd übernimmt. Er jagt also kooperativ mit seinem Besitzer.

Das Problem ist jedoch, wenn der Mensch diese Jagd nicht wünscht und der Hund seinem genetisch fixierten Programm nachgeht. Und wenn der Hund dann meint, ein paar Kinder dem Menschen zutreiben zu müssen, kann es gefährlich werden.

Border Collie reagiert stark auf optische und akustische Reize

Für die Arbeit ist es wichtig, dass der Hund ein Schaf sieht, welches in weiter Entfernung flüchtet. Ebenfalls ist es wichtig, dass er auf Pfiffe seines Besitzers selbst auf große Entfernung gut hört. Der Border Collie muss in der Schafherde die kleinsten Veränderungen sehen und darauf sofort reagieren. Er ist dementsprechend ein Hund, der auf optische (Bewegungs-)Reize und akustische Reize schneller reagiert, als andere Hunderassen.

Im Alltag wird dies jedoch schnell problematisch. Ein Border Collie weiß natürlich nicht, dass das ein Schaf ist, welches sich in weitester Entfernung bewegt. Er reagiert auf die Bewegung in weiter Entfernung. Wenn sich am Horizont ein Jogger bewegt, reagiert er eben auch auf den Läufer. WennSilvester ist und alles knallt, dreht der Border Collie womöglich regelrecht durch, weil er derart sensibel auf diese Reize reagiert.

Solche Dinge sind für den normalen Hundehalter schwierig zu handeln. Bevor man bemerkt hat, dass es irgendwo knallt oder sich in weiter Entfernung etwas bewegt, wie ein Jogger den man prima jagen kann, ist der Hund bereits abgedampft, was zum nächsten Punkt führt:

Der Border Collie ist in einer Millisekunde auf 180

Der Border Collie muss enorm schnell reagieren können. Wie bereits gesagt, muss er auf kleinste Reize sofort reagieren und dabei fährt er enorm schnell „hoch“. Löst sich ein Schaf aus der Gruppe, darf der Hund sich nicht erst überlegen ob er das Schaf zurückholen soll und ob er die Gefahren, die womöglich dabei lauern, ihn umbringen könnten. Er muss blitzschnell das Schaf zurückholen ohne vorherige Überlegungen.

Im Alltag ist dies schwierig, da der Hund auf sämtliche Reize so auch reagiert. Fährt ein Auto vorbei, denkt ein Border Collie nicht über die Gefahren nach. Er sieht stattdessen einen sich schnell bewegenden Reiz auf den er mit Jagdverhalten reagiert – und dabei lässt er dem Besitzer nicht allzu lange die Möglichkeit schnell genug einzuwirken. Schnell ist der Hund dem Auto hinterher, was durchaus tödlich für ihn und gefährlich für die Insassen werden kann.

Der Border Collie ist nicht ruhig und muss Ruhe erst lernen

Border Collie Hund bereit wenn die Arbeit ruft.

Diego ist allzeit bereit, wenn die Arbeit ruft.

Viele Border Collies, die noch ganz ursprünglich an den Schafen arbeiten, leben im Zwinger, auf dem Hof oder im Stall. Steht Arbeit an, werden die Hunde raus geholt. Steht keine Arbeit an eben nicht. Wird der Hund für die Arbeit gebraucht, muss er alles geben.

Der Schäfer kann es sich nicht leisten ein Schaf zu verlieren, weil der Hund nicht mehr kann, weil er erschöpft ist. Ein Border Collie geht bei seiner Arbeit über seine Belastungsgrenze hinaus. Ist die Arbeit getan, muss er wieder ruhen.

Im Alltag bedeutet dies, dass der Border Collie eben kaum zeigt, dass ihm etwas zu viel wird. Egal wie erschöpft er ist – er macht weiter. Er besitzt keinen „Aus“-Schalter, denn dieser wurde ihm weg gezüchtet. Und so kann es passieren, dass der Hund nach Stunden-langem Ballspiel immer noch nicht müde ist und eher tot umfällt, als dass er damit von alleine aufhört. Wann etwas genug ist, muss dementsprechend der Besitzer entscheiden. Der Hund kann dies gar nicht leisten. „Ruhe“ ist etwas was diese Hunde erst lernen müssen.

Der Border Collie ist sensibel

Border Collie StrandUm einen Hund, der derart viel „Trieb“ mitbringt, adäquat auch auf große Entfernungen kontrollieren zu können, ist ein gewisses Maß an Sensibilität gegenüber dem Hundeführer wichtig. Somit ist der Border Collie durchaus schnell „beeindruckt“ und reagiert sehr fein auf kleinste Zeichen seines Besitzers.

Im Alltag kann eine „harte Hand“ mehr Schaden anrichten, als dass es hilft. Ein wutentbranntes Zusammenschreien des Hundes kann ihn enorm verunsichern und regelrecht panisch werden lassen. AufGewalttätigkeiten reagiert der Border Collie sehr schnell mit Angst und Vertrauensverlust. Was an anderen Hunden noch gut abprallt, sitzt beim Border Collie besonders tief.

Der Border Collie lernt schnell

Wer nun denkt, er müsste den Hund mit Samthandschuhen anfassen, vergisst, dass diese Hunde sehr schnell lernen und unheimlich intelligent sind. Als Arbeitshund, der viel mit dem Menschen zusammen arbeiten muss, ist er ein Hund, der sehr schnell Dinge lernt, die dieser von ihm will.

Das funktioniert jedoch nicht nur bei den gewünschten Verhaltensweisen – dies funktioniert genauso gut bei unerwünschten Verhaltensweisen.

Wo man bei einem anderen Hund auch mal „fünfe grade sein“ lassen kann, ist dies bei einem Border Collie eben nicht möglich. Der Border Collie lernt sofort daraus, generalisiert das schnell und wendet das neu erlernte Verhalten auch konsequent an.

Er braucht nicht allzu viele Wiederholungen – manchmal reicht auch nur eine Wiederholung und der Hund mutiert zu einem kleinen Tyrann, der seine Strategie gnadenlos durchzieht. Hat so ein Hund einmal Erfolg damit gehabt, mit einer gestrafften Leine zum Erfolg (zum Beispiel zum interessant riechenden Laternenpfahl) zu kommen, ist das Verhalten „Leineziehen=Erfolg“ bereits gelernt.

Hat der Hund einmal die Erfahrung gemacht, mit gebleckten Zähnen einer unangenehmen Situation sich entziehen zu können, hat er dies nun gelernt und verallgemeinert dieses schnell auf sämtliche Situationen, die ihm irgendwie „stinken“. Wenn der Hund einmal gelernt hat, mit Bellerei den blöden Hund von gegenüber vertreiben zu können, macht er dieses Verhalten fortan bei sämtlichen Hunden.

Aufgrund seiner Intelligenz ist er nie müde neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Besonders in den ersten Jahren, ist man als Besitzer dazu angehalten, dem Hund solche ungünstigen Lernerfahrungen nicht machen zu lassen. Dies erfordert schon eine gewisse Kenntnis der Hundehaltung und Hundeerziehung.

Der Border Collie setzt sich durch

Schafe Border Collie Hüten

Man sieht deutlich das Missfallen der Schafe. Hier muss Ben Durchsetzungsfähigkeit zeigen!

Wer einmal gesehen hat, wie ein Mutterschaf ihr Lamm verteidigt oder ein Bock „seine Mädels“, versteht warum ein Border Collie sich durchsetzen können muss.

Es ist ein Märchen, dass der Border Collie nie beißen würde. Er nutzt mit Hilfe seines Blickes(auch „Auge“ bzw. „Eye“ genannt) und seiner Körperhaltung den natürlichen Fluchtpunkt der Schafe. Diese reagieren auf solche Bedrohungen mit „Flucht“. Setzt der Border Collie sich aber nicht durch, bemerken das die Schafe schnell und wiedersetzen sich. Anstatt zu flüchten reagieren sie eher mit Angriff.

Ein Mutterschaf neigt auch dazu, ihr Lamm bei Bedrohung verteidigen zu wollen. Hier ist es wichtig, dass der Border Collie deutlich macht, dass das Schaf in die von ihm vorgegebene Richtung laufen muss. Und dabei wird auch mal gebissen.

Dies kann im Alltag bei normalen Hundehaltern brandgefährlich werden. Border Collies sindfreundlich gegenüber Menschen, jedoch setzen sie durchaus auch ihre Zähne ein, wenn sie meinen, dass dies angebracht ist. Da sie schnell lernen, intelligent sind und jeden Fehler ihres Besitzers mitbekommen, tun sie dies auch in anderen Situationen.

Meint ein Border Collie, dass es wichtig ist, den Knochen vor seinem Menschen in Sicherheit zu bringen, wird er auch zubeißen. Wenn es ihm wichtig ist, dass er den Menschen draußen nicht näher kommen lassen darf, wird er dies ebenfalls genauso zeigen. Und wenn er glaubt, das Kind müsse nun „zurück gebracht werden“, wird er das ebenfalls tun.

Der Border Collie muss auch eigene Entscheidungen treffen

Hat der Hund das Signal für das Zutreiben auf den Menschen bekommen, wird er die Schafe seinem Menschen bringen – wenn jedoch ein Schaf ausbrechen will, muss der Hund sofort reagieren, das Schaf wieder zur Herde zurück bringen und von da an weiter machen. Es ist also wichtig, dass der Hund eine Form des „intelligenten Ungehorsams“ mitbringt.

Dies wird im Alltag schwierig. Vor allem, wenn man all das bedenkt, was vorher beschrieben wurde. Wenn der Border Collie meint eine gewisse Aufgabe zu haben, trifft er auch eigene Entscheidungengegen seinen Besitzer. Hier hilft es nicht, punktuell eine Lösung anzustreben. Es muss derkomplette Umgang mit dem Hund bedacht werden, denn die Tendenz, eigenständig sofort und kompromisslos auf eine Situation zu reagieren, wird man nicht abstellen können.

Und zuletzt noch ein Wort an „Bällchen-Fanatisten“

Border Collie Welpe

Beuteverrückt sind schon die Kleinsten. Umso wichtiger ist es, bereits früh der Bällchensucht entgegen zu wirken.

Man kann dem Border CollieKEINEN Hüteersatz geben. Es gibt nichts, was sich so wie Schafe verhält und es gibt keine gleichwertige Alternative zum Hüten. Kein Ball reagiert wie ein Schaf.

Aufgrund des Jagdverhaltens, geht der Border Collie gerne hinter Beute her. Bällchen-werfen löst bei diesen Hunden Hetzverhalten aus. Dabei werden diverse Stresshormone ausgeschüttet. So schnell diese Hormone jedoch ausgeschüttet werden – so lange brauchen sie auch um wieder abgebaut zu werden.

Wirft man also immer wieder und wieder, wird der Hund nur noch gestresst. Die Folge sindBällchenjunkies, die nichts mehr im Sinn haben außer ihren „Kick“ zu bekommen. Da diese Hunde gelernt haben, ungehemmt diesem Kick nachzugehen, reagieren sie auch auf sämtliche andere Reize, die diesen Kick mit ihrem Jagdverhalten auslösen – ein Punkt, der sehr gefährlich werden kann.

Man stelle sich einmal vor, wie Kinder mit Stöcken spielen und der Hund ungehemmt und völlig unbeeinflussbar sich diese holen will…

Ganz abgesehen davon, dass so ein permanenter Stresszustand für den Hund sehr nachteilig ist und auf lange Sicht auf Psyche und Gesundheit schlägt. Es spricht nichts dagegen, ab und an mal dem Hund einen Ball zu werfen – jedoch muss dies grundsätzlich in einem sehr kontrollierten Rahmen ablaufen. Mutiert der Hund zum „Bällchenjunkie“ ist etwas schief gelaufen und es ist dringend erforderlich, den Umgang mit diesen Spielzeugen zu überdenken.

Border Collie als Familienhund?

Border Collie als Familienhund

Der Border Collie als Familienhund?Wie man sieht ist Barney bei jedem Unsinn dabei.

Natürlich ist der Border Collie auch nur ein „Hund“. Er denkt, lernt und verhält sich wie ein Hund. Jedoch bringt er rassetypische Eigenschaften und Verhaltensweisenmit, die man bei der Anschaffung unbedingt vorher bedenken sollte.

Die Schwierigkeit liegt nicht in der „Auslastung“, viel eher liegt diese in der Erziehung unter Berücksichtigung seines Wesens, welches einem sehr spezialisierten Arbeitshund entspricht. Daher sollte die Frage „kann ich den Border Collie genügend auslasten?“ eher der Frage weichen „Kann ich mit so einem Hund umgehen und ihn erziehen?“. Meistens scheitert es nicht an der Auslastung, sondern an der Unfähigkeit der Besitzer mit so einem Hund adäquat umzugehen.

Als Familien- und Begleithund bringt diese RasseVerhaltensweisen mit sich, die im Alltag problematischsind. Insofern sind diese Hunde gewissermaßen Problemhunde.

Wer einen netten Hund haben möchte, den man leicht erziehen und ein bisschen Sport machen kann, sollte sich für eine andere Hunderasse entscheiden. Hierfür gibt es weitaus geeignetere Rassen.

Wer jedoch einen Hund haben möchte, mit dem er arbeiten kann, der ihn immer vor neue Herausforderungen stellt, die Intelligenz eines solchen Hundes genießt, genügend Erfahrung und Wissen hat, Fehler nicht zu machen, bzw. sie wieder ausbügeln zu können, ausreichende Kenntnisse über die Arbeitsweise hat um die unerwünschten Verhaltensweisen in erwünschte Verhaltensweisen kanalisieren zu können, dem Hund die Sicherheit, Ruhe und Beständigkeit geben kann, die so ein Hund braucht und auf die Sensibilität ausreichend Rücksicht nimmt – der bekommt einen grandiosen Hund, der auch als Familienhund gehalten werden kann und mit seinem Besitzer durch das Feuer gehen würde.

Die Vielfalt der Border Collies – ein Schlusswort zu den Linien

Border Collie Arbeitslinie Showlinie.

Links ein Border Collie aus der Arbeitslinie – Rechts aus der Showlinie.

Der Border Collie hat als Rasse das Glück eine breite genetische Vielfalt zu besitzen. Dies macht sich im Äußeren und den Eigenschaften bemerkbar. Mittlerweile wird der Border Collie auch als „Showhund“ gezüchtet, der explizit auch als Familienhund verkauft wird.

Hier wird nicht mehr nach Arbeit, sondern nach Aussehen selektiert. Dagegen gibt es ausgewiesene Arbeitshunde, die nur nach Gebrauch und nicht nach Optik gezüchtet werden. Diese Hunde sollten nur an Halter gehen, die auch mit dem Hund hüten. Der „Trieb“ den diese Hunde mitbringen, ist wie bereits erwähnt, mit keiner Ersatzbeschäftigung zu befriedigen.

Können die Hunde das nicht ausleben, entwickeln sie in den meisten Fällen problematische Verhaltensweisen wie starkes Fixieren, „Hüten“ von Menschen- und Hundegruppen, Bällchen „hüten“, Autos jagen und so weiter. Hier hilft es nicht immer einen „Deckel“ drauf zu machen – darunter brodelt es wie in einem Dampfkochtopf und die Katastrophe ist vorprogrammiert.

Es ist selbstverständlich fraglich, inwiefern ein Arbeitshund noch seiner Rasse entspricht, wenn er nur nach Aussehen selektiert wird und auf den ursprünglichen Gebrauchszweck keine Rücksicht mehr genommen wird. Das Wesen des Border Collies ist untrennbar mit seinem Gebrauch verbunden. Fällt der Gebrauch weg, können auch Merkmale des Wesens weg fallen.

Jedoch muss man hierbei auch beachten, dass ein Border Collie aus der Arbeitslinie bei einem „nicht-Schaf-Halter“ nicht glücklich wird und womöglich die vorher beschriebenen Verhaltensweisen entwickelt. Dies kann man nicht abtrainieren, sondern es ist ein Teil des Wesens.

Hüteverhalten, wie es der Border Collie zeigt, ist enorm komplex und dementsprechend komplex wird es vererbt. Es kann immer wieder vorkommen, dass ein Hund aus der Arbeitslinie kein Talent oder Interesse an Schafen hat. Genauso kann es passieren, dass ein Border Collie aus der Showlinie hüten muss.

Neben der Show- und Arbeitslinie, gibt es jedoch noch zig andere Zuchtrichtungen, wie die Selektion auf Sporthunde, auf familientaugliche Arbeitshunde, auf Gebrauchshunde, die auch im Showring gute Platzierungen erhalten und so weiter.

Um die Wahrscheinlichkeit auf einen passenden Hund zu erhöhen, sollte man den Züchter mit Bedacht wählen und sich nicht scheuen, diesen mit Fragen zu seinen Hunden und seinem Zuchtzielzu löchern. Hierbei ist nicht nur die Leistung der Elterntiere wichtig, sondern auch die der Ahnen. Aufgrund dessen sind Papiere zur Ahnen- und Linienverfolgung unumgänglich. Von Border Collies vom Bauernhof kann an dieser Stelle nur dringend abgeraten werden, da diese Hunde mit großer Wahrscheinlichkeit noch Arbeitslinien als Vorfahren haben. Aber auch Züchter, die ihre Hunde als „nicht hütende Familienhunde“ anpreisen, sind nicht seriös. Eine Jahrhunderte-lange Selektion auf reinen Gebrauch lässt sich nicht innerhalb von wenigen Generationen „eliminieren“.

Border Collie Nothund

Die Aufnahme eines Nothundes stellt eine gute Alternative dar. Auch dieser Border Collie hat sein Glück bei einer zweiten Familie gefunden.

Eine Alternative stellt die Aufnahme eines „Not-Borders“dar, der bereits erwachsen ist, an Schafen getestet wurde und bei dem das Wesen und die Eigenschaften bereits erkannt werden kann. Wo man mit einemWelpen immer eine potentielle Wundertüte hat, ist die Aufnahme eines erwachsenen Hundes sicherer.

Egal wie man sich entscheidet – wichtig ist, dass dierassespezifischen Eigenschaften des Border Collies berücksichtigt und sich ehrlich fragt wird, ob man die Anforderungen, die so ein Hund stellt auch erfüllt. Border Collies sind keine „einfachen Hunde“. Es sind Arbeitshunde, die man auch als solche betrachten muss.

Damit einher geht nicht nur das Maß der Auslastung, sondern auch eine Reihe von speziellen Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften. Traut man sich dies nicht zu, sollte man sich für eine andere Rasse entscheiden.

Der Border Collie ist ein Hund, der in Extremen lebt. Vom kuscheligen Sofahund kann er in Millisekunden zum durchsetzungsfähigen Arbeitshund mutieren. Wer dies zu schätzen und zu handeln weiß, bekommt einen großartigen und freundlichen Familienhund, der beim Sport und/oder bei der Arbeit alles gibt und dabei leicht zu führen ist.

Wer dies nicht kann, bekommt einen potentiellen Problemhund, der sich zum Tyrann seiner ganzen Familie aufspielen kann. Umso wichtiger ist es, sich selbst kritisch zu hinterfragen und die Rasse und den Hund mit Bedacht auszuwählen. Nur bei fähigen Haltern kann der Border Collie sein ganzes, großartiges Potential zeigen.

Autorin: Nina

Quelle: http://www.planethund.com/hundewissen/border-collie-problemhund-2808.html